50 Jahre Gebietsreform | Kempten | Sankt Mang | St. Lorenz

VEREINT. GETEILT. WIEDER VEREINT.

 

VEREINT.

Die Vereinigung von Sankt Mang und St. Lorenz mit der Stadt Kempten zum 1. Juli 1972 war keine „Premiere“. Nach der Säkularisation wurden ehem. Reichsstadt (Altstadt) und Stiftsstadt (Neustadt) in einem längeren Prozess bis zur Vereinigung 1818 zusammengeführt: Eine wichtige Etappe war 1811 die Schaffung der sogenannten „Munizipalgemeinde“ Kempten – erstmals eine Gesamtverwaltung für beide Stadtteile mit der Besonderheit, dass ländliche Umlandgemeinden zum Stadtkreis geschlagen werden durften, so dass von 1811 bis 1818 Sankt Mang und St. Lorenz zu Kempten gehörten.

GETEILT.

Doch bereits 1818 war damit wieder Schluss: Die bayerischen Vorschriften (auf Grundlage des Gemeindeedikts 1817) gingen wieder einen Schritt zurück und verfügten, dass die erst 1811 zum Stadtkreis gekommenen Landgemeinden als eigenständige politische Gemeinden wieder abgetrennt werden mussten. Das Gebiet westlich der Iller wurde zur Gemeinde St. Lorenz, das östlich des Flusses zur Gemeinde Sankt Mang erklärt. Die Benennung bezog sich einmal auf die katholische Stadtpfarrei St. Lorenz, zum anderen auf den katholisch gebliebenen Sprengel der seit 1527 evangelischen Stadtpfarrei Sankt Mang und das 1642 zur Pfarrkirche dieses Sprengels erhobene Gotteshaus St. Mang.

WIEDER VEREINT.

Mit Beschluss des Bayerischen Landtags vom 15. Dezember 1971 kamen die beiden Gemeinden Sankt Mang und St. Lorenz mit Wirkung zum 1. Juli 1972 wieder zur Stadt Kempten.

GEBIETSREFORM

Ziele waren vor allem die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung, die Schaffung leistungsfähiger Strukturen sowie der Abbau des Leistungsgefälles zwischen Stadt und Land. Die Zahl der Gemeinden in Bayern reduzierte sich von 7.043 auf 2.052, die der Landkreise (143 auf 71) und der Städte (48 auf 25) halbierte sich nahezu. Widerstand von bisher selbstständigen Gemeinden blieb nicht aus. Große Skepsis und Protest gab es auch in Kempten und dem Allgäu.

„Den Bürgern unserer vergrößerten Stadt aus den Gemeinden Sankt Mang und St. Lorenz strecken wir die Hand entgegen und bitten sie, ohne Argwohn und Vorbehalte mir uns gemeinsam alles zu tun, um die Übergangszeit möglichst reibungslos zu gestalten… In beiden Fällen handelt es sich um blühende Gemeinwesen, die im Rahmen der allgemeinen für die Kommunen immer enger werdenden Grenzen das Bestmögliche geleistet haben.“,

so begrüßte Oberbürgermeister Dr. Josef Höß am 16. Dezember 1971 in öffentlicher Stadtratssitzung die Bürgerinnen und Bürger von Sankt Mang und St. Lorenz in der künftig gemeinsamen Stadt Kempten. Am Tag zuvor war die Entscheidung des Bayerischen Landtages zur Zusammenlegung gefallen.

Durch die Gebietsreform 1972 kamen die Gemeinden Sankt Mang und St. Lorenz endgültig zur Stadt Kempten. Die Fläche der Stadt vergrößerte sich damit von 39 auf 63 Quadratkilometer, die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner erhöhte sich um rund 12.000 auf über 57.000.

 

BSG-Allgäu

Die BSG-Allgäu, die Wohnungsgenossenschaft der Gemeinde Sankt Mang hatte ihren Wirkungskreis und den Großteil des Wohnungsbestandes seit Ihrer Gründung 1906 in der Gemeinde Sankt Mang. Das Verwaltungsgebäude stand im Mittelpunkt der damaligen Gemeinde und direkt nebenan, wo seit 1982 die Seniorenwohnanlage Im Oberösch 3 steht, war vor der Gebietsreform das Rathaus der Gemeinde Sankt Mang geplant.

In den 60ger und 70ger Jahren war die gesamt Ortsmitte von Sankt Mang mit den großen Bauvorhaben wie z.B. Maistraße, Römerstraße und Eichendorffweg in der Entstehungsphase. Zwischen 1965 und 1975 erhöhte sich der Wohnungsbestand (Miet- und Eigentumswohnungen) der Genossenschaft von rund 900 auf über 2.500 Einheiten, die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdreifachte sich von 22 auf 66.

Flyer zur Gebietsreform

Fotos: Manfred Köhler, Köhler Grafik | BSG-Allgäu